Julio Cortázar – Der Verfolger (Argentinien, 1958)
Ein Buch über Musik und menschliche Abgründe, über Genialität, eng verflochten mit einem Wahnsinn, der einerseits zugrunde richtet, andererseits aber das Leben bunter und intensiver erscheinen lässt.
Paris. Der französische Jazzkritiker Bruno ist der beste Freund von Johnny Carter (gemeint ist hier eigentlich Charlie Parker), einem genialen und zugleich selbstzerstörerischen Saxophonisten, der den neuen Jazz der Nachkriegszeit vorantreibt. Johnny trinkt zu viel Alkohol, nimmt Drogen und verliert ständig sein Instrument. Er ist dringend auf Hilfe von seiner Partnerin und Freunden angewiesen, um weiter als Jazzmusiker tätig sein zu können. Doch im Verlauf des Buches wird klar, dass nicht Johnny allein der Abhängige ist, sondern dass sich seine Freunde wie Zecken ihn verbeißen, um an dem außergewöhnlichen Leben und der in der Einfachheit liegenden Genialität des Jazzmusikers teilhaben zu können. Bruno profitiert zudem durch eine Biografie, die er über Johnny geschrieben hat und die sich blendend verkauft. Letztendlich richtet Johnny sich, trotz, oder wegen der Hilfe seiner Freunde, zugrunde.
„…Dieser Jazz verschmäht jede billige Erotik, jeden Wagnerianismus um es so zu sagen und stellt sich in einen scheinbar leeren Raum, wo die Musik in absoluter Freiheit bleibt, so wie die Malerei, die der Darstellung sich verweigert in Freiheit bleibt um nichts weiter zu sein als Malerei.
Aber dann, über seine Musik gebietend, die keine Orgasmen und Sehnsüchte fördert, eine Musik die ich metaphysisch nennen möchte, scheint Johnny auf sie zu bauen um sich selbst zu erforschen, um die Wirklichkeit, die sich ihm ständig entzieht, zu packen zu kriegen…Und wenn Johnny wie heute Abend im Erschaffen seiner Musik aufgeht, weiß ich, dass er vor nichts ausweicht.“