Eigentlich wollte ich es ja nicht. Aber da ich es nach vier Wochen Madrid immer noch nicht geschafft hatte, an einer Jam Session teilzunehmen, bin ich nun doch allein gegangen. Ein Freund, mit dem ich mich vorher getroffen habe, hat mich dazu ermutigt. Nicht, dass ich sonst nichts allein machen würde. Im Gegenteil. Aber auf eine Jam Session zu gehen, auf der ich evtl. auch singen werde, davor hatte ich irgendwie Respekt. Natürlich zu unrecht. Es herrschte eine familiäre Atmosphäre, ich habe sofort nette Leute kennen gelernt. Als ich einen Mann nach seinem in ein Bananenblatt eingepacktes Essen fragte, sagte er sofort „Probier doch mal!“ Eine andere Gruppe fragte ich nach ihren T-Shirts, sie trugen alle das gleiche. „Wir gehören einer Swing-Gruppe an. Möchtest du auch tanzen?“ Einen jungen Flamenco Gitarristen, der perfekt englisch sprach, fragte ich nach seiner Herkunft. Seine Antwort „From the universe.“ Er gab mir dann auch den Tipp für die nächste Jam Session. Seine Schwester würde dort singen.
Schließlich endete mein Tag in einer nahegelegenen Wohnung. Mit netten Leuten, Gitarrenmusik und einer guten, venezolanischen Suppe. in Madrid, insbesondere in Lavapiés, sind solche Tage ganz normal. In Deutschland kann ich vergleichbare Erlebnisse an einer Hand abzählen. Daran muss ich mich noch gewöhnen.
